Gemeinde Daisendorf

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Geschichte der Kapelle

Wahrscheinlich hing der Bau der Kapelle unmittelbar mit einem bemerkenswerten Vorgang der Dorfgeschichte zusammen: 1507 hatten der Fürstbischof von Konstanz und die Reichsstadt Überlingen langjährige Differenzen um Besitzungen, die für beide Seiten exponiert gelegen waren, zu einem glücklichen Ende gebracht. Der Bischof verkaufte der Stadt Überlingen die schon 1478 pfandweise an Überlingen versetzte Vogtei Hohenbodman, die Stadt Überlingen trat dafür Daisendorf ans Hochstift ab.

An der Konstanzer Kurie mochte man auch die Notwendigkeit des Kapellenbaus gespürt haben, wichtige Voraussetzungen für jede Pastoration. Die Weiheurkunde vom 20. Juni 1508 nenn Balthasar Brennwald, Weihbischof von Konstanz. Als Patron wurde St. Martin von der Mutterkirche Seefelden übernommen.

Erwähnenswert sind im Bodenseeraum einzigartige Fresken aus der Renaissance-Zeit (von Norden nach Süden):

  • die Marter des Hl. Sebastians
  • die Mantelspende des Hl. Martin
  • Hl. Sippe
  • Mariä Schutzmantel
  • Vermählung Mariens
  • Anbetung der Hl. Dreikönige
  • Marter der Hl. Ursula und ihrer 11 Gefährtinnen
  • Hl. Verena
  • Doppelbild in der Fensterlaibung: Hl. Helena mit dem Kreuz und Hl. Maria Magdalena mit Gefäß
  • Hl. Katharina von Alexandrien

Die so sichtbare Bevorzugung St. Sebastians auf den Wandmalereien ist vielleicht ein Reflex auf die Pestjahre 1505/1508. Um 1510 bat die neu gegründete St. Anna-Bruderschaft von Meersburg in ihrem Stiftungsbrief ihn auch um Beistand.

Die St. Ursula-Verehrung im Bistum Konstanz empfing Anstöße durch ein spektakuläres Unglück: am Tag der Heiligen, dem 21. Oktober 1511, brannte innerhalb kürzester Zeit der Mittelturm des Konstanzer Münsters und die oberen Stockwerke der beiden Seitentürme nieder. Die jährliche Wiederkehr dieses Datums beging man mit einer Prozession.

Quelle: Guntram Brummer: Eine unbekannte Konstanzer-Vedute von 1508. Mit Beiträgen zur Bau- und Kunstgeschichte der Daisendorfer Kapelle und zur Ikonographie des hl. Sebastian.
IN: Ernst Ziegler (Hrsg.): Kunst und Kultur um den Bodensee (=Fs. Eduard Hindelang). Sigmaringen: 1986, S. 121-142
und
Jürgen Michler: Gotische Wandmalerei im Bodenseeraum. Verlag Robert Gessler. S. 163

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